„Ich bin ein Trennungskind. Meine Eltern wurden mir immer vertrauter, während sie einander immer fremder wurden.“ In ihrer Diplomarbeit Simultanes Rauschen untersucht Gesa Wagner ausgehend von dieser Erfahrung die Themen Fremdheit und Uneinigkeit. Simultanes Rauschen meint die Vielzahl an Meinungen und Perspektiven, die in unserer vernetzten Gesellschaft nebeneinander bestehen. Simultanes Rauschen meint die Herausforderungen des Navigierens in einer Welt voller konkurrierender Stimmen. Simultanes Rauschen meint „das Unbehagen [...] verschiedenen Welten anzugehören, die schier unvereinbar weit auseinanderliegen und doch in allem was man ist, koexistieren“ (Eribon, Rückkehr nach Reims, S.12).

Zur Navigation nutzen wir Karten. Sie helfen uns dabei, den Weg zu finden, indem wir durch sie Beziehungen verstehen und uns selbst darin positionieren. Jedes der zehn Kapitel der Diplomarbeit kann wie eine Landkarte gelesen werden. Ein Text verläuft in der Regel von links nach rechts und von oben nach unten, Erinnerungen weisen diese Linearität jedoch nicht auf. Sie sind etwas Dreidimensionales und ähneln vielmehr einer Landschaft oder einem Geflecht, in dem alles miteinander verbunden und erweiterbar ist.